Wieder zurück.

He’s here

schafsmaske-wyatt-family-wweLange hat’s gedauert, aber endlich ist die Eintracht bei ihrer Suche nach einem Nachfolger für Armin Veh fündig geworden. Etwas überraschend fiel die Wahl am Mittwoch dabei auf den ehemaligen Bremer Coach Thomas Schaaf. Überraschend insofern, weil es ein Kontrast zu dem ursprünglichen Wunschkandidaten Roger Schmidt darstellt, welcher eher eine moderne Option gewesen wäre. Jemand, der bei all seinen Stationen Erfolg hatte und trotz seiner 47 noch als Trainer der jungen Generation gilt. Ganz anders der lediglich sechs Jahre ältere Schaaf, der alleine aufgrund seiner langen Regentschaft bei Werder als alter Hase gilt und zum Ende hin auch eher zu einer Beendigung seiner Tätigkeit gedrängt wurde.
Für viele ist Schaaf keineswegs die erhoffte „große Lösung“, aber trotz der eher verhaltenen Euphorie könnte er für die SGE genau der richtige Mann sein. Der gebürtige Mannheimer steht nämlich nicht nur für Kontinuität, sondern kann auch gut mit verschiedenen Spielertypen umgehen und hat schon so manches Mal bewiesen, dass er Talente formen kann, sodass sie für ihr Team das Maximale herausholen. Bei Spielern wie Micoud, Ailton oder Diego hat dies jedenfalls außergewöhnlich gut funktioniert. Fraglich wird allerdings sein, ob er es – neben seinem selbsternannten „Konzept“ offensiv Fußball zu spielen – auch schafft, die Defensive dahingehend zu stärken, dass die Spiele nicht so ausgehen, wie gegen Ende seiner Bremer Zeit. Angst muss man – Stand jetzt – als Fan der Eintracht jedoch noch nicht haben, stehen doch insbesondere mit Trapp, Russ und Zambrano drei Säulen der Abwehr noch in Frankfurt unter Vertrag. Diese gilt es allerdings mit aller Macht zu halten.

Mit der Verpflichtung Schaafs muss sich jedoch in Zukunft auch einiges in Richtung Außendarstellung ändern. In den vergangenen Jahren war Veh stets der große Kommunikator, der die Arbeit mit den Medien bestens verstand und dafür auch viele Sympathiepunkte einheimsen konnte. Schaaf ist in diesem Punkt das komplette Gegenteil, was gleichzeitig bedeutet, dass nun Hübner gefragt ist, hier noch mehr in den Fokus zu rücken. Sicherlich trägt die Verpflichtung von Schaaf auch die Handschrift eines Heribert Bruchhagen, aber augenscheinlich kann sich auch Hübner mit dieser Personalie anfreunden und muss diese nun bestmöglich verkaufen, damit die Eintracht auch im kommenden Jahr einen Aufwärtstrend einschlägt.
Wir werden sehen, ob sich Schaaf wirklich als eine gute Wahl herausstellt und ob er sich bei der Frankfurter Eintracht besser zurechtfinden, als es viele vermuten. Zwar hätte auch ich mir gewünscht, dass man beispielsweise mit Kramer oder Breitenreiter einen Weg einschlägt, der ohne Frage etwas riskanter, aber dafür auch etwas euphorisierender gewirkt hätte, aber zumindest denke ich, dass allein die jahrelange Erfahrung von TS uns von den untersten Tabellenregionen fernhalten sollte.

Der Abschied eines Eigengewächses

Fast in den Hintergrund gedrückt wurde die Bekanntgabe des Trainers allerdings von dem Bekanntwerden des Wechsels von Sebastian Jung zum VfL Wolfsburg. Nachdem ich aufgrund dessen mindestens einen Tag lang schlecht drauf war, eröffnete mir Odoratio im aktuellen Eintracht-Podcast eine neue Sichtweise. Sicherlich ist dies äußerst optimistisch gedacht, aber vielleicht hängt Jungs Herz wirklich so sehr an der Eintracht, dass er sich für die Option mit den positivsten Nebenwirkungen entschieden hat. In Wolfsburg bekommt er mit ca. 4 Millionen Euro im Jahr ein geradezu fürstliches Salär und darüber hinaus muss kein Fan der SGE befürchten, ihn demnächst jubelnd im Block der vielen tausenden Wolfsburgfans zu sehen. Er wird dort seinen Job machen. Mit deutlich besseren Perspektiven, mit deutlich prächtigerer Entlohnung. Dazu passt auch das – wie ich finde – durchaus gelungene Statement auf seiner Facebookseite. Die Kommentare sollte man jedoch besser nicht lesen, will man nicht wieder komplett an der Menschheit zweifeln.
Trotzdem ist der Wechsel von Jung für mich auch so etwas wie eine Zäsur, denn spätestens jetzt habe ich die letzten paar Prozent Fußballromantik im Hinblick auf den Profifußball abgelegt und werde mich in Zukunft endgültig damit abfinden, dass es hier lediglich um die Beziehung Arbeitgeber-Arbeitnehmer geht und Begriffe wie „Vereinstreue“ und „Fannähe“ nahezu keinerlei Bedeutung mehr haben.

Der Markt ist eröffnet

Der Wechsel des Neunationalspielers ist jedoch auch in sportlicher Hinsicht ein großer Schlag für die Eintracht. Größer als der Verlust der zuletzt sowieso schwachen Rode und Schwegler. Diese drei Positionen adäquat neu zu ersetzen, wird nun die schwierige Aufgabe von Hübner. Zwar kann man davon ausgehen, dass ihm dafür 6 bis 8 Millionen zur Verfügung stehen, aber angesichts der vielen Baustellen (1 x RV, 2 x DM, 1 x LM/LA, 1 x ST) darf hier nicht zu viel danebengehen. Schon jetzt werden mehrere Namen gehandelt, darunter auch der ehemalige Frankfurter Patrick Ochs, aber eine Rückkehr des früheren U23-Spielers Timothy Chandler erscheint wesentlich wahrscheinlicher. Zudem sollte man sich mal überlegen, ob vielleicht auch der norwegische Nationalspieler und noch Braunschweiger Omar Elabdellaoui eine denkbare Option wäre, ebenso wie der Schweizer Nationalspieler Michael Lang von den Grashoppers aus Zürich.
Im defensiven Mittelfeld haben wir mit Ignovski schon einen neuen Mann, der allerdings bei weitem nicht an die Qualität eines Schwegler herankommt. Hier wird man tief in die Tasche greifen müssen. Zumindest als Perspektivspieler könnte man mal einen Blick auf Christian Gartner von Fortuna Düsseldorf werfen, der sich in dem einen Jahr zweite Liga gut entwickelt hat, ähnlich wie Reinhold Yabo vom KSC. Ein weiterer Name wäre José Campana, der mit dem FCN zwar abgestiegen ist, jedoch einige gute Spiele ablieferte.
Positiv übrigens, dass man zumindest in Sachen eigene Nachwuchsspieler ein wenig auf Risiko setzt und Joel Gerezgiher mit einem Profivertrag ausgestattet hat. Der junge Frankfurter war zuletzt in der eigenen U19 unterwegs und überzeugte dort im offensiven Mittelfeld. Trotzdem wurde weithin bezweifelt, dass er den Sprung hin zur ersten Mannschaft packt und nicht zuletzt deshalb ist es durchaus möglich, dass er im Verlauf der Vorbereitung noch an einen Zweit- oder ambitionierten Drittligisten ausgeliehen wird.
Man wird sehen, welche Namen Bruno Hübner im Verlauf der kommenden Wochen und Monate aus dem Hut zaubern wird – zuletzt geisterte gar der Name Aaron Hunt durch den Frankfurter Stadtwald – und ob die Zusammenarbeit zwischen Schaaf und Hübner ähnlich erfolgreich wird, wie die zwischen Schaaf und Allofs. Ich würde es mir jedenfalls wünschen.

Ruhiges Arbeiten am Hang

Beim FSV Frankfurt plant man schon seit einiger Zeit am kommenden Kader und konnte diesbezüglich schon mehrere Neuverpflichtungen klarmachen. So sicherten sich die Bornheimer zur neuen Saison die Dienste des maltesischen Nationalspielers André Schembri, der unter anderem auch schon für Braunschweig tätig war. Zuvor verpflichtete man schon den Niederländer Tom Beugelsdijk von ADO Den Haag. Zusammen mit dem ebenfalls neuen Alex Bittroff von Energie Cottbus ist er der zweite Neuling und Verteidiger, der in der neuen Saison das blau-schwarze Trikot übersteifen wird. Folglich deutet sich also an, dass wir womöglich Kapitän Schlicke nicht mehr allzu lang am Bornheimer Hang sehen werden.
Definitiv nicht mehr dort aktiv sein wird Emre Nefiz. Der Juniorennationalspieler der Türkei wechselt in das Geburtsland seiner Eltern und unterzeichnete einen bei Genclerbirligi Ankara. Man darf gespannt sein, ob sich der ehemalige Jugendspieler der Eintracht wirklich in der ersten türkischen Liga wird durchsetzen können.

Auferstanden – Das Comeback der Lilien

Gegen den FSV Frankfurt in der kommenden Saison antreten wird eine Mannschaft, von der man es vor einem Jahr keineswegs erwartet hätte: Der SV Darmstadt 98 hat vor ca. genau einer Woche das Unmögliche wahr gemacht und den Aufstieg in die zweite Liga geschafft. Nachdem man sich Arminia Bielefeld noch im Hinspiel mit 1:3 geschlagen geben musste, zauberten die Lilien auswärts auf der Bielefelder Alm und spielten vielleicht ihr Spiel des Jahrhunderts. In dem womöglich besten TV-Spiel seit ca. 10 Jahren krönten die Darmstädter ihren herausragenden Auftritt mit dem Treffer zum 4:2 in der Nachspielzeit der Verlängerung durch Einwechselspieler da Costa, der gleichzeitig den Aufstieg bedeutete. Meinen Jubelschrei dürfte jeder in meiner Nachbarschaft gehört haben, so sehr nahm mich diese Partie mit. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten hatte ich hier wieder das Gefühl, dass bis zum Äußersten – um jeden Zentimeter – gekämpft wurde und die handelnden Akteure gewillt waren, hier eine legendäre Partie hinzulegen. Nach den trostlosen Partien des HSV gegen Fürth und dem vorher schon erbärmlichen Abstiegskrampf in der Liga endlich mal wieder ein Grund, warum man den merkwürdigen Sport namens Fußball lieben kann.
Den Aufstieg haben sich die Spieler redlich verdient. Nach einer herausragenden Saison in Liga 3, den tollen Pokalauftritten unter anderem gegen Gladbach und dem finalen Relegationskracher hat es das Team um Dirk Schuster jedem in Fußballdeutschland gezeigt: Der SV98 ist wieder da! Und die zweite Liga freut sich auf einen Traditionsverein, der sich aus dem Tal der Bedeutungslosigkeit befreien konnte.

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